Hirten- und Heimatmuseum

Baschtlehaus Ebenhofen

Vom Flachs zum Leinen

Ein Vortrag über den Flachsanbau und seine Weiterverarbeitung bis zum fertigen Leinen.

Über Jahrhunderte wurde im Allgäu Flachs angebaut. Der Anbau bis zur Herstellung des Leinens diente mit als Haupterwerb der ländlichen Bevölkerung. In Chroniken und geschichtlichen Aufzeichnungen wird vom "Blauen Allgäu" geschrieben, vermutlich bezieht sich der Begriff auf die blaue Blüte der Flachspflanze.

Der Vortrag mit historischen Lichtbildern gab einen Einblick über den Anbau, die Arbeitsweisen, Arbeitstechniken und Gerätschaften, von der Saat bis zu den fertigen Leinenstoffen im 19. Jahrhundert. Auch den hohen Zeit- und Arbeitsaufwand des Flachsanbaues können wir uns heute in unserer technisch hochentwickelten Zeit schwerlich vorstellen. Die Bauernfamilien waren über das ganze Jahr beschäftigt, von der Aussaat, der Ernte, der Verarbeitung bis hin zum Weben.

So erfuhren die Zuhörer von der Aussaat der Pflanzensamen mit Hilfe der Flachsvioline, dem Eggen und dem anschließenden siebenmaligen Jäten der Flachsfelder, dem Ernten der Flachspflanzen durch Herausreißen nach ca. 100 Tagen, dem Auftürmen des Flachses auf Heinzen zum Trocknen in der Sonne und der anstrengenden Abtrennung der Samenkapseln mittels eines Riffs.

Nach dem Brechen des Flachses, einer sehr staubigen und schweren Arbeit, wurden die Fasern beim Hecheln ausgerichtet und zu einem Flachszopf verwoben. Beim Spinnen, anfänglich mit Spindeln, später mit Spinnrädern entstand das Garn, das dann, auf Haspeln gezogen, auf den Webstühlen in den ländlichen Bauernstuben zu Leinenstoff verarbeitet werden konnte.

Abschließend wurde der Stoff entweder durch Einsatz von Wasser und Sonne gebleicht oder in den örtlichen Färbereien gefärbt und so zum Stolz aller Hausfrauen, die ihr Leinen gerne in schönen Schränken aufbewahrten.

Anhand der mitgebrachten Gerätschaften zur Flachsbearbeitung aus dem Bestand des Baschtlehauses wurden die beschriebenen Vorgänge anschaulich demonstriert.